In diesem Jahr realisierte St. Johannis mehrere Projekte mit den Berufsbildenden Schulen Buchholz (BBS) – das Thema lautete „Die Zukunft der Arbeit“.
Wir starteten im April: Die Künstlerin Iris R. Selke und der Künstler Edin Bajrić arbeiteten in einem einwöchigen Workshop mit einer Klasse des Fachbereichs Sozialpädagogik und einer Klasse des Fachbereichs Medientechnik/IT-Dienstleistungen.
Die Gruppen arbeiteten mit sehr unterschiedlichen Techniken und näherten sich dem Thema auf jeweils besondere Weise – Gitti Brandenburger, Dipl.-Sozialpädagogin der BBS, hat das wie folgt anschaulich zusammengefasst:
„Die Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule Sozialpädagogik verfügen über den ersten Bildungsabschluss (Hauptschule) und erwerben in zwei Jahren den Realschulabschluss. Im berufsbezogenen Lernbereich Praxis sammeln sie erste Erfahrungen in sozialpädagogischen Einrichtungen. So lag es nahe, dass sie sich mit der Frage auseinandersetzen wollten, wie ein Kindergarten der Zukunft aussehen könnte.
Die Bearbeitung des Themas war für diese Klasse (mit hohem Migrationsanteil) eine ganz neue Lernerfahrung. Frau Selke gelang es zunehmend, das Denken und kreative Gestalten der Schüler mit dem häufig gefallenen Ansporn: „denkt mal out of the Box“ zu motivieren… Gemessen an den geringen Vorerfahrungen zum Thema „Kunst“ zeigen die Exponate erste, zarte Versuche und Schritte „out oft he Box“ zu denken. Das zeigte sich auch an der zunehmend fröhlichen und gelösten Arbeitsatmosphäre“.
Der Künstler Edin Bajrić experimentierte mit den Klassen Medientechnik/IT-Dienstleistungen mit der Technik der Cyanotypie, einem Edeldruckverfahren, das mit fotosensiblem Papier und Sonnenlicht künstlerische Effekte hervorzaubert. Die Schülerinnen und Schüler experimentierten mit den verschiedenen Belichtungszeiten, Lichteinfall, Intensität, Bewegung etc. und bekamen ein Gefühl für die Gestaltungsvielfalt dieses Mediums. Am Tag drei der Projektwoche glich der Kunstraum einer Produktionsstätte, die Gestaltung nahm an Perfektion, Schnelligkeit und Koordination zu. Wir fragten uns: „Könnte so die Zukunft der Arbeit aussehen? Ein Zusammenspiel von Quantität auf der einen und künstlerischer Originalität und Qualität auf der anderen Seite…“
Am 21.4. wurden die Ergebnisse dieser Projektwoche im Kunstverein Buchholz und in der Kulturkirche St. Johannis präsentiert und ausgestellt – in St. Johannis bis zum 8. Juni.
Die Schülerinnen und Schüler mussten sich zunächst etwas überwinden, um dann in St. Johannis anschaulich und beeindruckend von ihren Erfahrungen in der Projektwoche und mit den Künstlern zu berichten. Es war zu spüren, wie wichtig es ihnen war, mal etwas ganz Neues auszuprobieren und darüber hier vor den Besucherinnen und Besuchern in St. Johannis zu sprechen.
Es waren sehr berührende Momente, als die Schulleiterin der BBS, Frau Buchmann, sprach: Zunächst zeigte sich ihre Begeisterung, ihr Engagement für das gemeinsame Projekt von BBS, Kunstverein und Kulturkirche St. Johannis. Sie dankte den Schülerinnen und Schülern sowie den beteiligten Lehrkräften. Spürbar wurde ihre außerordentliche Freude darüber, dass eine Schülerin, die vor drei Jahren mit ihrem Vater aus Afghanistan nach Deutschland kam und damals noch kein Wort Deutsch sprach, heute hier stehe und über ihre Erfahrungen mit diesem Kunstworkshop, über das gewonnene Vertrauen, Neues auszuprobieren, spreche. Die Schülerin war sichtlich gerührt – einige Tränen flossen. Ein besonderer Moment an diesem Tag.
Vom Publikum gab es herzlichen, langanhaltenden Applaus für die beteiligten Schülerinnen/Schüler, die Künstler und die Lehrkräfte der BBS.