Am Samstag vor dem 2. Advent (9.12.2023) hat Pastor Ulrich Billet die Ausstellung „Aschkenas – Jüdisches Leben in Deutschland“ eröffnet.
In seiner Einführung zum Thema zog er einen Bogen vom biblischen Israel bis in die Gegenwart. In der Bibel wird berichtet von Flucht, Sklaverei, von der Entstehung Israels, vom Glauben an einen einzigen Gott, von Königreichen, vom Exil … Pastor Billet betonte mehrfach, wie wichtig es sei, sich klar zu machen, dass Jesus Jude war, sein Leben und Wirken in der jüdischen Gesellschaft verankert war. Die Ausstellung gibt einen Überblick zu 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland, wobei es einen Staat „Deutschland“ im heutigen Verständnis nicht so lange gibt. Dieses Zusammenleben wurde durch die Schrecken des Holocaust mit über 6 Mio. getöteten Juden in Europa durch das deutsche Naziregime fast vollständig zerstört.
In einem engagierten und kenntnisreichen Vortrag hat Pastorin Hanna Lehming am 10. Januar 2024 Kernpunkte der Ausstellung und damit das jüdische Leben in Deutschland über viele Jahrhundert anschaulich dargestellt.
Pastorin Hanna Lehming ist im Referat für christlich-jüdischen Dialog der Nordkirche tätig und sie hat diese Ausstellung federführend konzipiert. Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher an dem Abend nutzten die Gelegenheit für Fragen. Bei allen Fragen und Stellungnahmen war zu spüren, wie sehr die aktuelle Situation in Israel mit dem Terrorakt der Hamas und dem Krieg Israels gegen die Hamas alle bewegt. Das Leid aller Menschen dort kann niemanden unberührt lassen. Alle wünschen sich Frieden und eine dauerhafte Perspektive für ein friedvolles Miteinander von Juden und Palästinensern. Aber auch dieser Abend mit unterschiedlichen Stellungnahmen macht deutlich – einfache, schnelle Lösungen gibt es nicht. Gibt es überhaupt noch Hoffnungen in dieser komplexen, verzweifelten Lage?
Dazu eine Äußerung des Palästinensers Sari Nusseibeh (74, lehrt Philosophie an der arabischen Al-Kuds-Universität in Jerusalem; von 1995 bis 2014 war er deren Präsident): „In unserer aktuellen Situation fehlt es jedoch an einer wesentlichen Komponente der Friedensstiftung, nämlich an Mitgefühl. Es wäre aber notwendig, dass sich beide Seiten für das Leid und den Schmerz der anderen sensibilisieren. Wir haben es in diesem Konflikt mit zwei zutiefst traumatisierten Völkern zu tun, die beide um ihr Existenzrecht kämpfen. Hier muss jede Seite das Gefühl der Verletzlichkeit der anderen Seite verstehen und nicht nur die eigene.“ (in: Die Zeit, 4.1.2024)
Am 28. Januar 2024 endete eine sehr informative Ausstellung – Pastor Billet machte die Ausstellung zum Mittelpunkt des Gottesdienstes an diesem Sonntag – bei der Auswahl biblischer Texte und der Musik. Wesentliche Stationen aus 1.700 Jahren des jüdischen Lebens in Deutschland wurden kurz erläutert und Pastor Billet verknüpfte historische Ereignisse mit heutigen aktuellen Entwicklungen.
Viele haben diesen Gottesdienst als außerordentlich berührend und wichtig empfunden. Die enge Verbindung von Juden und Christen ist sehr deutlich geworden. Gleichzeitig wurde z.B. aufgezeigt, welche verheerenden Folgen die Kreuzzüge im Mittelalter für das weitere Zusammenleben von Juden und Christen hatten. Pastor Billet ist es gelungen, diese Ausstellung durch seine engagierten und einfühlsamen Erläuterungen und Einschätzungen zum Zusammenleben von Juden und Christen in Deutschland zu ergänzen. Wir stehen vor der Herausforderung, dass jüdisches Leben in Deutschland wieder bedroht wird.