Das Kirchenjahr und seine Farben

Nicht nur in der Natur ändern sich übers Jahr die Farben, auch das Kirchenjahr ist bunt – erkennbar an den sogenannten Paramenten oder Antependien am Altar in unserer St. Johanniskirche. Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, warum immer wieder „Tücher“ in anderen Farben dort hängen?! Die verschiedenen Farben stehen für bestimmte theologische Inhalte:

Das Kirchenjahr startet am 1. Advent mit der Farbe Violett – sie ist die Farbe der „inneren Einkehr“ (= Nachdenken über sich selbst und die eigene Art zu leben) und die Farbe der Buße (= Reue und Umkehr). Als Vorbereitungszeit auf die beiden großen Christusfeste (Geburt/Weihnachten und Auferstehung/Ostern) gehört diese Farbe also zur Passions- oder Fastenzeit vor Ostern, aber auch in den Advent als Fasten- und Vorbereitungszeit vor Weihnachten und natürlich zum Buß- und Bettag.

 

Im Kirchenjahr folgt nun die Weihnachts- und Epiphanias-(Erscheinung Jesu-) -zeit, die bis zum 2. Februar dauert. Die Farbe Weiß dominiert. Sie symbolisiert Licht, Reinheit und Vollkommenheit und bedeutet auch neu er Anfang, neues Leben. Deshalb ist weiß die Farbe von Jesus Christus und gehört zu den Festen Weihnachten, Gründonnerstag, die Osterzeit, Himmelfahrt und Trinitatis (= Drei-Einigkeit Gottes: Gott=Vater/Sohn/Heiliger Geist).

 

 

Die nun folgende Passionszeit ab Aschermittwoch ist als Fastenzeit und Vorbereitung auf das Osterfest wieder violett geprägt bis auf den Gründonnerstag und dann die Osterzeit selbst. In einigen Gemeinden gibt es auch die Farbe Schwarz als Parament, die Farbe der Trauer, für Karfreitag, dem Tag, an dem wir der Kreuzigung Jesu gedenken.

 

 

Nach der österlichen Freudenzeit markiert das Pfingstfest einen letzten Höhepunkt im Kirchenjahr, bevor dann die sog. „Fest-lose“ Zeit beginnt. Die Farbe Rot als Farbe der Liebe und des Heiligen Geistes, aber auch der Farbe des Feuers kennzeichnet das innere „Ent-brannt-Sein“ für eine Sache, die mich völlig gepackt hat und gehört somit zu Pfingsten (= Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Jünger/Freunde Jesu und „Geburtstag“ der Kirche) und zum Reformationstag (Glaubenserneuerung durch Martin Luthers Thesen), aber auch zum Tag der Konfirmation (Bekenntnis zum Glauben der Konfirmanden).

 

In der nun folgenden Trinitatiszeit (Sommer und Herbst) findet sich die Farbe Grün am Altar als Farbe der Natur, des Wachsens und der Fruchtbarkeit, aber auch als Farbe der Hoffnung, dass das Leben gelingt und somit die Farbe des Segens ist. Besonders deutlich wird das auch bei der Feier des Ernte-Dank-Festes.

 

Das Kirchenjahr endet mit dem Totensonntag zum Gedenken der Entschlafenen, auch Ewigkeitssonntag genannt, bevor das Kirchenjahr dann neu mit dem 1. Advent beginnt.

Jürgen Stahlhut