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Ecce homo - seht, welch ein Mensch, soll Pontius Pilatus ausgerufen haben drei Jahrzehnte später, beim Anblick Jesu mit der Dornenkrone.
„Hier ist er, der Mensch“, heißt es in einer anderen Übersetzung.
Ja, hier ist er, dieser besondere Mensch, der nur deshalb bis heute für viele eine große Bedeutung hat, weil er sein Menschsein vollkommen gelebt hat - allein aus der Kraft Gottes:
Er lacht mit den Fröhlichen und weint mit den Traurigen. Er ist zornig, wo er Ungerechtigkeit und Bosheit spürt, und vergibt jedem Menschen, der ihm mit offenem Herzen begegnet.
Welch ein Mensch! Was der Präfekt des römischen Kaisers wohl damit meinte?
Wollte er Jesus nur verspotten, lächerlich machen – oder schwingt da doch so ein bisschen Staunen mit, Bewunderung, wie konsequent er mit seinem Leben Gottes Liebe und Gerechtigkeit lebte?
Seht, welch ein Mensch!
Er liebt bedingungslos, weil er auf Gottes Liebe vertraut. Er setzt sich mit jedem Menschen auseinander, lässt jeden seine Liebe spüren – ungeachtet seiner religiösen oder politischen Überzeugung. Er redet mit allen Menschen, die ihm begegnen und verschanzt sich nicht hinter Mauern und Zäunen. Er berührt sie tief in ihren Herzen.
Er macht allen Menschen Hoffnung – und er gibt dafür sein Leben.
Er steigt hinab in das Reich des Todes und wird darum uns Menschen, selbst in tiefster Dunkelheit, Bruder und Heiland.
Am Karfreitag gedenken wir diesem gekreuzigten Jesus: dem mit der Dornenkrone, dem verachtetsten Menschen – und in diesem Jahr auch besonders den Menschen, denen im Warschauer Ghetto ihre menschliche Würde genommen wurde, die dort ihr Leben lassen mussten oder ein Leben lang mit traumatischen Erinnerungen weiterlebten.
Im Gottesdienst am Karfreitag verbinden wir dieses Thema mit der Ausstellung anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung jener Überlebenden mit dem Blick auf den Gekreuzigten:
Seht, welch ein Mensch!
Als dieser bedingungslos liebende Mensch geht er nicht nur mit uns in den Tod, sondern überwindet ihn auch – und nimmt uns mit auf den Weg zu Gott, dem Vollender unseres Lebens. An den Ostertagen werden wir dies feiern: in der Nacht der Auferstehung, mit Kleinen und Großen am Ostermorgen und mit viel Musik und einem befreienden Osterlachen an Ostermontag!
Seht, welch ein Mensch!
Gottes Segen begleite euch und Sie auf allen Wegen,
Euer / Ihr Pastor