Zu Michelangelo als Bildhauer

Auf den Spuren seiner Berühmtheit

Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564) ist einer der bekanntesten Künstler der Renaissance. Er war nicht nur Bildhauer, sondern auch Maler, Architekt und Dichter - universalbegabter Künstler. Jeder kennt das Deckenfresko der Schöpfungsgeschichte und die Darstellung des Jüngsten Gericht auf der Altarwand in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan in Rom und die Kuppel des Petersdomes. Bereits seine Zeitgenossen bezeichneten ihn aufgrund seiner außergewöhnlichen Werke als "Il divino" - "Der Göttliche". Diese große Wertschätzung dauert unvermindert bis heute an, so wurde er oft sogar als Inbild des Künstlers gesehen.

Um diesem Phänomen nachzugehen, sollen einige seiner Werke vorgestellt werden, an denen seine künstlerische Entwicklung sichtbar wird. Begonnen hat Michelangelo seine Karriere als Bildhauer. Bereits in den Jugendwerken zeigt sich seine Ambition, sich mit den besten Bildhauern seiner Zeit messen zu wollen. Anfangs übte er das Handwerk innerhalb einer traditionellen bottega - Werkstatt aus, bevor er dann eigenständig und freier agierte. In einem seiner Hauptwerke, der Neuen Sakristei in San Lorenzo in Florenz verband er Architektur und Skulptur miteinander zu einer Einheit und schuf damit eine neue Form der Grabmalsskulptur. Entscheidend ist auch die Monumentalskulptur des Moses in Rom. Sein Alterswerk, die Pieta in Florenz, zeigt sich als ein sehr persönliches Werk, das möglicherweise für sein eigenes Grab gedacht war.

Im Wechselspiel zwischen Auftragsanforderungen und eigener künstlerischer und geistiger Energie erfand er immer neue Formen, die bis dahin unbekannt waren, und wich teilweise von der bekannten überlieferten Ikonografie ab. Der Einblick in sein Schaffen soll die Spannung zwischen Auftragsarbeit und freier Gestaltung vermitteln und so etwas auf die Spur seiner Berühmheit führen.

 

Tobias Thornstedt M. A.

 Tobias Thornstedt ist Kunsthistoriker. Er studierte Kunstgeschichte und Italienische Literatur an den Universitäten in Hamburg und Perugia und legte 2008 seine Magisterprüfung in Hamburg ab. Zurzeit verfolgt er ein Dissertationsprojekt über neapolitanische Kapellen des 15. Jahrhunderts an der Universität München und ist seit Juni 2010 Stipendiat des Evangelischen Studienwerks - Villigst e. V."