Grundüberlegungen zur Kulturarbeit in St. Johannis

St. Johannis Buchholz ist Ende 2017 erstmals als Signifikante Kulturkirche ausgewählt worden, und zwar für die Förderperiode 2018 bis 2021. Anfang 2021 war auch die Bewerbung für die Förderperiode 2022 bis 2025 erfolgreich.

An fast jedem Wochenende (weniger in Sommermonaten, Ferienzeiten) finden kulturelle Veranstaltungen (Musikveranstaltungen, Lesungen, Ausstellungen) statt. Allerdings musste aufgrund der Corona-Situation das Veranstaltungsprogramm in 2020 und 2021 deutlich eingeschränkt werden.
Des Weiteren initiieren wir mit unserem Kooperationspartner, dem Kunstverein Buchholz, partizipative Kunstprojekte: Anerkannte Künstler/Künstlerinnen arbeiten insbesondere mit Schülerinnen und Schülern aus Buchholzer Schulen in einer Projektwoche zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Die Ergebnisse dieser Kunstprojekte werden im Kunstverein und in der Kulturkirche St. Johannis anschließend vorgestellt und präsentiert.

St. Johannis möchte einen offenen, respektvollen Dialog fördern. Vielleicht können wir sogar dazu beitragen – gerade aus christlicher Sicht, in einer gegenwärtig als schmerzlich empfundenen Situation auch wieder Hoffnung zu schöpfen. Folgende Aspekte sind uns dabei besonders wichtig:

  • Musik in der Kirche und Kulturarbeit sind für viele Menschen erste und/oder ganz neue Berührungspunkte mit Kirche und der Kirchengemeinde.

  • Der Kirchenraum wird bei Kulturveranstaltungen anders wahrgenommen als bei Gottesdiensten; und doch finden die Veranstaltungen in diesem liturgischen Raum statt und er „redet“ mit und zu den Menschen.

  • Konzerte nutzen die hervorragende Akustik des Kirchenraumes; ein Profilierungsmerkmal von St. Johannis.

  • Kunstausstellungen ermöglichen es, sich intensiv mit einem aktuellen gesellschaftlichen Thema auseinanderzusetzen.

 

Kirche, Kunst und Kultur suchen nach Ausdrucksformen, um mit Menschen darüber ins Gespräch zu kommen, was uns in unserem Leben besonders wichtig ist – woran wir unser Herz hängen (frei nach Luther). Es geht um elementare Fragen der menschlichen Existenz – um das Komplexe, das Ambivalente, das, was das Leben ausmacht. Glaubens- und Lebenswelt sind eng miteinander verbunden. „Glaube und Künste besingen das Leben und haben eine gemeinsame Mutter: die Sehnsucht nach dem Leben“ (frei nach Fulbert Steffensky).

Die Kulturkirche St. Johannis erreicht mit ihren inzwischen gut bekannten Veranstaltungen und Projekten immer mehr Menschen aus vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens:

  • die unmittelbare Gemeinde und das gesamte Stadtgebiet Buchholz,

  • den Kirchenkreis Hittfeld – und damit ein Gebiet bis unmittelbar an die Stadtgrenze Hamburgs (der E-Mail-Verteiler für Ausstellungen und Veranstaltungen weist mittlerweile auch viele Adressen aus Hamburg auf),

  • die Nordregion der Lüneburger Heide (insbesondere in den Sommermonaten mit einem hohen Anteil an Touristen).

Signifikante Kulturkirche St. Johannis – Förderperiode 2022-2025

Für die Kulturkirche St. Johannis und für den Kunstverein Buchholz ist es eine große Auszeichnung und Anerkennung der bisher geleisteten Arbeit, dass es uns mit unserem gemeinsam erstellten Antrag vom Januar 2021 wiederum gelungen ist, als Signifikante Kulturkirche ausgewählt zu werden. Dadurch erhalten wir die Unterstützung, um auch für die Jahre 2022 bis 2025 Kunstprojekte mit Kooperationspartnern in Buchholz zu realisieren. Der Titel für diese Jahre lautet:

Freiheit, die ich meine. Zusammenleben gestalten in einer globalisierten Welt“

Für die Projektjahre haben wir folgende Themenfelder ausgewählt:

  • Zwischen Wut und Hoffnung

  • Nicht ohne Respekt und Liebe

  • Die Zukunft der Arbeit

  • Sehnsuchtsorte

 

Übersicht zu den Kunstprojekten 2022 – 2025

In der neuen Förderperiode haben wir neben zahlreichen Konzerten und Lesungen bisher folgende Ausstellungen, partizipativen Kunstprojekte und ergänzende Gesprächsrunden realisiert:

 

  • Ausstellung „Margo Ikona“ vom 12.3. bis 18.4.2022 – Bilder von Jendrik Helle

In der Osterzeit 2022 wurden einige Bilder von Jendrik Helle ausgestellt unter dem Titel „Margo Ikona“. Die lateinischen und griechischen Worte für „Rahmen“ und „Bild“ beziehen sich auf zwei heilige Sprachen des Glaubens. In ihrer Kombination stehen sie für die Einheit von Altem und Neuem Testament. Zu den ausgestellten Werken wurde eine großformatige Videoprojektion auf unserer Leinwand im Altarbereich gezeigt. Biblische Hintergründe zu den Werken von Jendrik Helle haben sich dadurch für Besucherinnen und Besucher leichter erschlossen. Das Video ist unter folgendem Link zu finden:
https://m.youtube.com/watch?v=BiuaO47kFoI

  • Drei Farben – Kunstprojekt mit der Künstlerin Anne Beecken und der benachbarten Wiesenschule

Kunst macht Spaß. Das haben Grundschülerinnen und Grundschüler der Wiesenschule eindrücklich bewiesen am 11.6.2022 bei der Eröffnung der Ausstellung „3 Farben. Kunst meets Grundschule // Anne Beecken trifft die 4b der Wiesenschule“. Bei dieser Veranstaltung haben die jungen Künstlerinnen und Künstler konzentriert und begeistert über ein spannendes Kunstprojekt mit der Malerin Anne Beecken und dem Klassenlehrer Andreas Nissler berichtet. Von den zahlreichen Besuchern gab es für die Präsentation und die Kunstwerke viel Anerkennung und Applaus.

Begonnen hat alles mit der „3 Farben“-Ausstellung der Ateliergruppen von Anne Beecken, freischaffende Malerin aus Sprötze, im November 2019 in St. Johannis. Über die damit verbundene Mitmachaktion entstand ein Kooperations-Kunstprojekt zwischen dem Klassenlehrer der 2b der Wiesenschule Andreas Nissler und der Malerin Anne Beecken. Bei ihrem Ausstellungsbesuch erlebten die Kinder eine Rallye und ein Handpuppenspiel zum Thema Primärfarben und deren Mischung (Konzept Miriam Bonner).
Am anschließenden Projekttag im Januar 2020 arbeitete die Klasse an experimentell-abstrakten Bildern mit 3 Farben in Acryl und Spachteltechnik. Aus den getrockneten Farbresten erstellten die Kinder später Collagen in Eigenkreation. Im März 2020 wurden die Bilder bei einer Vernissage in der Aula der Wiesenschule den Eltern und Angehörigen der Kinder vorgestellt.

Als Fortsetzung im Kunstunterricht zum Thema „Wiese-Wiesenschule“ entstand in Tupf- und Kratztechnik die Verbindung von individuellen Einzelwerken zum Gesamtwerk „Blumenwiese“.

Den abschließenden experimentell-kreativen Entwicklungsschritt der inzwischen 4b bildete im Frühjahr 2022 die Bilderserie zu „Unterwasserleben“. Die Klasse erarbeitete mit experimentellen Techniken „Schwarmbilder“ zu Warm- Kalt-Kontrasten und nahm so den Gedanken des Gesamtkunstwerks weiter auf. Die entstandenen Arbeiten verknüpfen Gemeinschaftliches und Individuelles; alle Bilder sind einzigartig, können aber ein Ganzes ausdrücken.

Höhepunkt des dreijährigen Projekts bildete nun die abschließende Ausstellung in St. Johannis vom 11.6. bis zum 7.7.2022.
Die Eröffnungsveranstaltung am 11.6. war insbesondere für die Kinder ein aufregendes Ereignis. Sie standen im Mittelpunkt und konnten umfassend über ihre künstlerischen Experimente, Erfahrungen berichten – und das außerordentlich geschickt und selbstbewusst. Aber auch allen anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat diese Veranstaltung sichtlich viel Spaß gemacht. Zumal die Angehörigen der Klasse 4 b ein vielfältiges Kuchenbuffet vorbereitet hatten.

Für die Kirchengemeinde St. Johannis war es ein besonderes Anliegen – insbesondere nach den langen Einschränkungen durch Corona – dieses Kunstprojekt mit der benachbarten Wiesenschule durchführen zu können.

 

  • Kunstprojekt „Zwischen Wut und Hoffnung“ – mit zweitägiger Reise zur Documenta 15 in Kassel

Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule Buchholz (IGS) haben gemeinsam mit dem Leipziger Künstler Tilmann Haffke zum Thema „Zwischen Wut und Hoffnung“ künstlerisch gearbeitet. Gemeinsam besuchten sie dafür die Documenta 15 in Kassel und nutzten die vielen künstlerischen Anregungen und Diskurse danach für ihre Werke. Die Projektwoche ist in einer Broschüre dokumentiert worden.

Dem Künstler Tilmann Haffke war es wichtig, Kunst als offenen und spannenden Prozess erfahrbar zu machen: „Mich interessierte die Frage, ob es in unserer diversen, pluralen und sehr komplexen Gesellschaft vielleicht Gemeinsames zu entdecken gibt. Und so gingen wir vom „Was macht MICH wütend?“ über ein geteiltes „UNS macht es alle wütend, es muss sich ändern!“ zu einer möglichen demokratischen Vision einer besseren, froheren und ermöglichenden Zukunft“.

Gemeinsam mit der Buchholzer Religionslehrerin Daniela Meyer begleitete Tilmann Haffke die Gruppe der 22 Schülerinnen und Schüler (der Jahrgangsstufen 10 - 12), während der Projektwoche und beim Besuch der Documenta 15. Immer unter den Fragestellungen: Was macht mich wütend? Was lässt uns hoffen? Was wird wie auf der Documenta präsentiert und kommuniziert? Wo lassen sich Ruangrupas Grundwerte (das indonesische Kuratorenteam, das die diesjährige Documenta 15 verantwortete) von „Humor, Großzügigkeit, Vertrauen, Freundschaft, Transparenz, Unabhängigkeit und Genügsamkeit“ auffinden? Verstehen wir diese Werte, ähneln sie unseren westeuropäischen Werten? Beim Arbeiten im Kunstraum der IGS setzten die Schülerinnen und Schüler dann ihre Eindrücke in Bilder und Werke um.

Das Thema „Zwischen Wut und Hoffnung“ konnte kaum aktueller sein. In öffentlichen Debatten wurde wiederholt davon gesprochen, uns stehe ein „Wutwinter“ bevor. Seit Jahren ist zu beobachten, wie etwa Globalisierungsfolgen, Finanzmarktkrise, Erderwärmung, Corona, Inflation und Energiekrise politische Debatten verschärfen und die Gesellschaft zu spalten drohen. Wie lässt sich dem „Hoffnung“ entgegensetzen? Vielleicht durch ein „Wir“ der Familie, Freunde, Religionsgemeinde, des Sozialstaats, der EU, NATO, UN?

Am Sonntag, den 9. Oktober 2022 stellten Schülerinnen der IGS und der Künstler die Ergebnisse der gemeinsamen Projektwoche in St. Johannis vor. Außerdem sprachen an diesem Sonntag Pastor i.R. Karl-Ernst Wahlmann und Daniela Meyer (Fachbereichsleiterin Religion in der IGS) über biblische Motive zu „Wut“ und „Hoffnung“.

Im Gespräch mit dem Künstler Tilmann Haffke beschrieben Schülerinnen der IGS, was sie wütend macht und was sie hoffen lässt. Ihre Gedanken haben sie in Bildern und Texten umgesetzt und dabei unterschiedlichste Farben, Formen, Materialien und Motive verwendet. Das nachdenkliche Gespräch des Künstlers mit den Schülerinnen eröffnete einen erweiterten Blick auf die entstandenen und bis zum 13.11. im Kirchenraum ausgestellten Kunstwerke.

Tilmann Haffke warb auch an diesem Sonntag dafür, Kunst als offenen und spannenden Prozess erfahrbar zu machen; sich zu trauen, Neues auszuprobieren, ohne Perfektionsansprüche erfüllen zu müssen.

Pastor Wahlmann und Frau Daniela Meyer begannen ihr Gespräch zu biblischen Motiven und dem Projektthema mit der Frage, ob das zwiespältige Gefühl „Wut“ überhaupt zur „Hoffnung“ passe. Wut breche aus Menschen heraus, während Hoffnung wachsen müsse, Zeit brauche, damit Vertrauen entstehen könne. Wut tauche in der Bibel fast gar nicht auf und passe überhaupt nicht zu Gottesvorstellungen – Zorn allerdings schon. Zur Wut brauche es auch Mut, so beschrieb Pastor Wahlmann seine Erfahrungen aus der Seelsorge; sich zu trauen, das auszusprechen, was einen bedrückt, sei nicht einfach. Hoffnung dagegen sei ein intensives Thema in der Bibel. Das wurde am Hochzeitsvers mit den Begriffen „Glaube – Liebe – Hoffnung“ und dem Vers „Sei fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet“ ausführlich beleuchtet. Zusammengefasst: Gott begegne allen Menschen mit Liebe, dadurch könne ein Raum des Vertrauens, Glaube entstehen und Hoffnung wachsen.

 

  • Gesprächsrunde am 6.11.2022: Zwischen Wut und Hoffnung“ – SchülerInnen der IGS im Gespräch mit Prof. Jörg Scheller und Dr. Christian Brouwer

Das Thema „Zwischen Wut und Hoffnung“ wurde in einer Gesprächsrunde am 6.11.2022 nochmals aufgegriffen: Schülerinnen und Schüler der IGS (12. Jahrgang, eine andere Gruppe als beim Kunstprojekt) diskutierten mit Professor für Kunstgeschichte Jörg Scheller aus Zürich und Dr. Christian Brouwer aus Hannover/Loccum (Regionalbischof Dr. Stephan Schaede musste kurzfristig aus äußerst zwingenden familiären Gründen absagen, konnte aber Herrn Brouwer für die Veranstaltung gewinnen).

Die Schülerinnen und Schüler hatten die Diskussion zu zwei aktuellen Themen vorbereitet: „Energiekrise“ und „Fußball-WM in Katar“.

Zunächst stellten sie die beiden Gäste vor – z.B. bisherige berufliche Stationen und wissenschaftliche, publizistische Schwerpunkte von Prof. Jörg Scheller, aber auch sein besonderes Interesse für Heavy-Metal-Musik und Sport (Bodybuilding).

Die Diskussion war durch die vorbereiteten Fragen der Schülerinnen und Schüler strukturiert und wurde von allen engagiert, differenziert und auch kontrovers geführt. Angesichts der Aktualität der beiden Themen war es eine spannende, abwechslungsreiche Debatte, an der sich Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung beteiligen konnten. Eine solche Gesprächsrunde haben wir im Rahmen unserer Kunstprojekte erstmals organisiert. Inhaltlich und vom Verlauf war es ein sehr gelungener Abend, der für die beteiligten Schülerinnen und Schüler der IGS in Erinnerung bleiben dürfte. Es war ein erfolgreicher Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog zu wichtigen aktuellen Themen. Allerdings hätten wir uns eine größere Anzahl an Besuchern gewünscht.

Auch diese Veranstaltung – wie die Eröffnung der Ausstellung am 9.10.2022 – wurde gestreamt auf: www.youtube.com/c/KircheBuchholz
 

  • Gesprächsrunde am 22.1.2023: Zwischen Wut und Hoffnung“ – SchülerInnen der IGS im Gespräch mit Thea Dorn

Das war einfach eine großartige Veranstaltung in St. Johannis am Sonntag, den 22.1.2023, um 17.00 Uhr: Fünf Schülerinnen und ein Schüler der IGS im Gespräch mit Thea Dorn – Schriftstellerin, Essayistin und Gastgeberin der ZDF-Sendung „Das Literarische Quartett“.

Das Gespräch knüpfte an ein Kunstprojekt aus dem September letzten Jahres an. Eine andere Schülergruppe der IGS Buchholz arbeitete damals mit dem Leipziger Künstler Tilmann Haffke fünf Tage zum Thema „Zwischen Wut und Hoffnung“ und besuchte dazu auch die Documenta 15 in Kassel.

Alle Schülerinnen und Schüler hatten sich intensiv vorbereitet und führten das Gespräch mit Thea Dorn selbstbewusst, sachverständig und sprachgewandt. Die Diskussion war durch große Offenheit, starkes Interesse und eine unterstützende Atmosphäre getragen. So gelang ein informatives und spannendes Gespräch. Dazu trug selbstverständlich Thea Dorn mit ihrer Begeisterung für Literatur und ihrem breiten Wissen maßgeblich bei. Ihre Fragen an die Jugendlichen waren immer zugewandt und luden zum Diskutieren ein – was von allen Schülern gerne aufgegriffen wurde. So entwickelte sich ein wirklich munteres Gespräch. Alle Gesprächsteilnehmer hatten offensichtlich viel Spaß an Literatur.

Die Schülerinnen und Schüler hatten zu dem Oberthema „Zwischen Wut und Hoffnung“ konkrete Fragen zu den Themenfeldern „Literatur“ und „Schule und heutiger Deutschunterricht“ vorbereitet und vorher mit Thea Dorn ausgetauscht. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde begann ein intensives Gespräch.

Welche Rolle, Bedeutung hat Literatur in der heutigen Gesellschaft? Welchen Einfluss haben die sozialen Medien? Thea Dorn wies darauf hin, dass erst seit etwa 200 Jahren Romane zum regelmäßigen Leseprogramm gehören und der erste Roman wurde um 1600 n.Chr. gedruckt: Cervantes, Don Quijote von der Mancha. Thea Dorns Begeisterung für Literatur erfasste alle, als sie über diesen Roman in starken Bildern sprach. Romane könnten aber nur eine Zukunft haben, wenn es dafür ein Bedürfnis gebe und das sei keinesfalls gesichert. Thea Dorn fragte die Schüler nach ihren Leseerfahrungen, nach ihren Bedürfnissen für Literatur. Diese Frage wurde gerne aufgegriffen – zu den Gedanken der Schülerinnen und Schüler einige Stichworte: für einen Moment, sich eine andere Welt schaffen; eine Auszeit nehmen, neue Perspektiven entwickeln, sich einen Rückzugsort suchen; diskutieren, weiterbilden – auch zu gesellschaftlichen, historischen Entwicklungen, Romane berühren intensiver als Sachbücher.

Außerdem wurde über aktuelle Debatten zu Grenzen in der Literatur diskutiert. Was kann, darf dargestellt, geschrieben werden? Thea Dorn nennt als Beispiel den Autor Bret Easton Ellis: Die Lektüre seines berühmten Romans „American Psycho,1991“ sei an vielen Textstellen kaum erträglich und doch liefere das Buch nachdrückliche Gefühle, Einsichten in die Entwicklung der modernen Welt. Am Beispiel des neuen Romans von Ellis „The Shards“ (wurde im Literarischen Quartett am 27.1.2023 vorgestellt), eine Mischung aus Fakten und Fiktion, wird intensiv über die Überzeugungskraft von autofiktionalen Werken diskutiert. Die SchülerInnen sehen das vor allem dann kritisch, wenn Verlage/Autoren Authentizität vor allem als Verkaufsargument nutzen. Die Wahrhaftigkeit der Bücher/der Autoren könne leide, wenn mit Wirklichkeit und Fiktion beliebig gespielt werde.

Wie geht man als Leser damit um, wenn Autor und Werk unterschiedlich bewertet werden? Thea Dorn verweist auf Knut Hamsun und seinen unbedingt lesenswerten Roman „Hunger“ (erschienen 1890). Auf der einen Seite haben wir großartige Literatur und auf der anderen Seite einen berühmten Schriftsteller (1920 Nobelpreis für Literatur), der aktiv für den Nationalsozialismus eingetreten ist.

Alle Gesprächsteilnehmer sind sich einig, dass die Bedeutung von Romanen durch die technische Entwicklung stark beeinflusst werde. So sei erst mit der Erfindung des Buchdrucks die Grundlage für den Erfolg von Romanen geschaffen worden. Die heutigen sozialen Medien verändern Aufmerksamkeitspannen und Sprache. Gleichzeitig ermöglichen sie einen schnellen Austausch von Lesern und Autoren. So werden Romane heute sogar von mehreren Autoren gemeinsam geschrieben und Leser werden am Schreibprozess beteiligt.

Eine bedenkliche Entwicklung wäre es, wenn die Sorge vor Shitstorms Themen und Sprache von Literatur einschränken würde.

Weitere Themen waren das Schulsystem und ein die Schülerinnen und Schüler ansprechender Deutschunterricht, der aktuellen Herausforderungen gerecht wird. So wurde gefragt, ob es nicht reiche, sich über literarische Epochen einen allgemeinen Überblick zu verschaffen. Müssen wirklich die „alten Autoren“ noch gelesen werden? Sollten die Schüler bei der Auswahl der Literatur beteiligt werden? Thea Dorn warb dafür, Autorinnen und Autoren auch aus verschiedenen Epochen zu lesen und eigene Erfahrungen mit Literatur zu sammeln; auszuprobieren, was zu einem selbst passe. Schule könne, solle Grundwissen vermitteln. Eigene Schwerpunkte können dann immer noch gesetzt werden. Ihre Berufung zum Schreiben habe sie noch nicht in der Schulzeit gefunden.

Eine Leseempfehlung von Thea Dorn sei noch erwähnt: „Unbedingt Kafka, Die Verwandlung (1912 erschienen) lesen“.

Bezogen auf das Schulsystem kritisierten die Schüler, dass für das Abitur nur die letzten zwei Schuljahre relevant seien. Wenn da etwas schieflaufe, würden Chancen verbaut werden. Warum könne bei der Studienwahl nicht gezielter auf einzelne Fächer geschaut werden? Wenn Sport oder Biologie nicht zu den Stärken, Interessen gehöre, warum sollten diese Fächer für ein Literaturstudium relevant sein?

Thea Dorn betonte bei der Diskussion, dass es ihr besonders wichtig sei, die Schulzeit nicht ausschließlich mit Blick auf Anforderungen der Arbeitswelt zu gestalten.

Bis 19.15 Uhr wurde engagiert diskutiert. Es blieb dann noch Zeit, um allen Beteiligten zu danken, und Besucher nutzten die Gelegenheit, sich von Thea Dorn Bücher und Veranstaltungs-Plakate signieren zu lassen.

Abschließend eine sinngemäße Aussage einer Mutter der Schüler: „Ich habe gar nicht gewusst, dass sie in St. Johannis solche Veranstaltungen durchführen. Toll, dass sie den Schülerinnen und Schülern dieses ermöglichen.“

 

  • ZUHÖREN: Ein Comic-Projekt zum Thema Respekt

Die Berliner Künstlerin Tine Steen, die an der Städelschule in Frankfurt Malerei studiert hat und über breite Erfahrungen aus Bildungs- und Kunstprojekten mit Kitas und Schulen verfügt, hat im Januar 2023 in einer Projektwoche mit Schülerinnen und Schülern des Albert-Einstein-Gymnasiums Buchholz (AEG) mit selbst gezeichneten Comic-Szenen Geschichten zum Thema „Respekt“ erzählt. Die Schülerinnen und Schüler zeichneten eigene Erlebnisse auf transparente, bunte Panels und verwandelten damit die Kirchenfenster in St. Johannis zu einem leuchtenden Comic:

Die Ergebnisse dieser künstlerischen Zusammenarbeit wurden am 5.2.2023 im Kunstverein und in St. Johannis präsentiert. Die Ausstellung in St. Johannis läuft bis zum 26. März 2023.
Die Künstlerin Tine Steen hat in der Eröffnungsveranstaltung erläutert, wie die Idee zu dem Comic-Projekt entstanden ist und hat den kreativen Prozess mit den Schülerinnen und Schülern des AEG eindrucksvoll und anschaulich beschrieben. Die Zusammenarbeit muss einfach gut gewesen sein – Tine Steen erhielt von den Schülern eine selbst gezeichnete Comic-Dankeskarte:

Pastor Ulrich Billet hat das Thema Respekt in der Eröffnungsveranstaltung und in Gottesdiensten aufgegriffen – dazu einige seiner Gedanken: „Die Themen des Comic-Projektes sind vielfältig: Du hörst mir ja gar nicht zu …: das alte Ehepaar bei einer Autofahrt, die Oma mit dem Enkel, die Schulklasse gegen eine Mitschülerin …
Vorwürfe, Unverständnis, Mobbing – Teile unseres alltäglichen Lebens, originell dargestellt und sehenswert!
Diese Themen sind nicht neu: Sie sind urmenschlich und haben deshalb auch in der Bibel ihre Spuren hinterlassen. Von den uralten Mythen und Geschichten von Adam und Eva und Kain und Abel bis hin zur Kreuzigung Jesu: Es sind die grundlegenden menschlichen Verhaltensweisen, die beschrieben werden und im Lichte der Gebote Gottes und des Lebens Jesu eine neue Sicht der Dinge ermöglichen.
Wir Menschen erfahren früher oder später die Konsequenzen unseres Verhaltens – wir können aber niemals aus Gottes unendlicher Liebe herausfallen.“

Übersicht zu partizipativen Kunstprojekten

In den Jahren 2018 bis 2021 wurden folgende (partizipative) Projekte realisiert:

  • Lichtinstallation „In Kreisen“ von Nikola Dicke

Ausstellungseröffnung am 21. Januar 2018: Eine Projektion mit statischen und bewegten Zeichnungen an der Kirchendecke und im Altarraum.

 

  • Roland Stratmann „Dilemma“ zum Thema „Krise und Gestaltung“

(Ausstellung vom 28.10. bis 25.11.2018)

Der Berliner Künstler Roland Stratmann hat im Kunstverein und in der St. Johannis Kirche seine Werke ausgestellt und beide Orte mit einem feierlichen Festzug miteinander verknüpft. Roland Stratmann bindet in seine partizipative Kunst Besucher und Rezipienten auf unterschiedlichste Weise ein. Er spricht politische, ideologische und gesellschaftliche Konflikte an und ermöglicht mit seinen Projekten individuelle Vielfalt und schafft Raum für Unvorhersehbares.

Unterstützung erhielt er von Schülerinnen und Schülern der Realschule am Kattenberge, die im Rahmen einer Projektwoche Skulpturen für den Festzug entwickelten und in einer gemeinsamen Performance mit dem Künstler die Uraufführung einer „Krisen-Kakophonie“ in der Kultur-Kirche St. Johannis realisierten.

 

  • Mitmach-Projekt mit dem Künstler Henning Diers in 2019

Das Projekt mit Henning Diers war Teil des von der Hanns-Lilje-Stiftung (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers) für vier Jahre geförderten Projekts Signifikante Kulturkirche – Themen in 2019: Wahrheit und Perspektive. Jeweils etwa zwanzig Gemeindemitglieder und Gäste der Kulturkirche St. Johannis haben an sieben Abenden in der Passionszeit in stets anregender, offener und zugewandter Atmosphäre die sieben Ich-bin-Worte Jesu aus dem Johannesevangelium gelesen und diskutiert.

Am frühen Ostersonntag 2019 war es dann soweit: Henning Diers präsentierte sein Kunstwerk. In etwa zehn Stunden Arbeit am Vortag hatte er ein fünfzehn Meter langes Kreuz im Kirchenraum aufgehängt. Das filigrane, leicht geschwungene – an Flügel erinnernde – Kreuz bestand aus 127 individuell bedruckten Glasplatten. Es war eine beeindruckende Arbeit, ein Highlight für die Gottesdienste. Bis Pfingsten hing das Kreuz im Kirchenraum.

 

  • Partizipatives Projekt in 2019 zum Thema „Wahrheit und Perspektive“ – kreativ, nachdenklich und fröhlich

Das gewählte Thema war höchst aktuell: Wahrheit und Perspektive. Dazu hat der Berliner Künstler Thilo Droste mit zwei Gruppen des Gymnasiums am Kattenberge künstlerisch gearbeitet. Unter dem Titel Light Shadows – Licht und Schatten oder leichte Schatten – setzten sich die Schülerinnen und Schüler in der Projektwoche mit Fragestellungen zu Wahrnehmungen und daraus resultierenden Wahrheitsansprüchen auseinander. Immer wieder ging es um unterschiedliche Perspektiven, Standpunkte, Fremd- und Eigenwahrnehmungen. Bilder, deren Schattenseiten und Schattenspiele waren ein wiederkehrendes Element in den Workshops und Ausstellungen.
Die Ergebnisse dieser produktiven Zusammenarbeit wurden am 15.09.2019 im Kunstverein sowie in St. Johannis und am 25.10.2019 im Gymnasium am Kattenberge präsentiert.
In der Kulturkirche St. Johannis wurde zusätzlich zu Installationen des Künstlers eine Schattenspiel-Performance von Schülerinnen und Schülern aufgeführt, die von Pastor Nordmann kongenial improvisiert mit Bibelworten begleitet wurde.

 

  • Ausstellung „Drei Farben“ vom 3. – 28.11.2019

Die Künstlerin Anne Beecken präsentierte Werke ihrer Malschülerinnen und Malschülern des Ateliers lichtRaum. Ausgestellt wurden Acryl-Arbeiten von experimentell-abstrakt bis gegenständlich, von kleinformatig bis raumgreifend. Die Besucher der Ausstellung in der Kirche konnten ihre eigene Kreativität bei einer Mitmachaktion an vier Abenden einbringen und an der Gestaltung einer großen Leinwand mitwirken, die in der Kirchengemeinde – im Gemeindesaal – verbleibt.

 

  • Polessje-Elegie – Das verlorene Land

Wir konnten das Jahr 2020 mit einer Ausstellung (vom 12.1. bis 8.2.2020) von Bildern des Künstlers Hermann Buß beginnen– mit Bildern aus der Tschernobyl-Sperrzone: Polessje-Elegie – Das verlorene Land.
Die beeindruckende Ausstellung vermittelte eine schmerzhafte Erinnerung an die Katastrophe vom 26. April 1986 und sie forderte uns auf, das Schicksal der Menschen in den verstrahlten Regionen nicht zu vergessen. Die hannoversche Landeskirche hat dieses Projekt veranlasst und unterstützt. Die Ausstellung wurde erstmals 2019 auf dem Kirchentag in Dortmund gezeigt, war anschließend in Minsk und Gomel.
Auch der persönliche Kontakt und Austausch mit dem Künstler Hermann Buß war für uns als Kulturkirche außerordentlich eindringlich und anregend.

 

  • Berufsschüler werden zu Künstlern“

So lautete die Schlagzeile in einem Presseartikel über das Kunstprojekt der Kulturkirche St. Johannis und des Kunstvereins mit den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Buchholz. Schülerinnen und Schüler einer BVJ (Berufsvorbereitungsjahr)-Klasse und der Berufsfachschule Sozialpädagogik waren künstlerisch tätig – gemeinsam mit dem Hamburger Künstler Oliver Davis Nebel und dem Berliner Künstler Saeed Foroghi. Üblicherweise steht Kunst nicht auf dem Stundenplan dieser Berufsschülerinnen und Berufsschüler.

Kunstverein und Kulturkirche kooperieren seit Jahren, um einen Dialog über gesell- schaftsrelevante Themen zu fördern – in 2020 zum Thema „Beziehungen und Isolation“ – von den Künstlern konkretisiert mit „GRENZ WERTIG“.

  • Imagine John Lennon“: Ausstellung der Ernst Barlach Gesellschaft mit zahlreiche Rahmenveranstaltungen (15.8. bis 3.10.2021)

Die Kulturkirche St. Johannis und der Kunstverein Buchholz e.V. haben vom 15. August bis zum 3. Oktober 2021 die Ausstellung „Imagine John Lennon“ präsentiert, die von der Ernst-Barlach-Museumsgesellschaft konzipiert wurde.

Die Ausstellung zeigte das musikalische, poetische, künstlerische und politische Engagement von John Lennon und dokumentierte seine wichtigsten biografischen Stationen in Form von Songtexten, Objekten, Fotos, Videos, Zeichnungen und Lithographien.
Während im Kunstverein die Zeit von John Lennon mit den Beatles (1960 bis 1970) dargestellt wurde, widmete sich der Teil der Ausstellung, der in der Kulturkirche St. Johannis zu sehen war, seinem künstlerischen Schaffen und politischen Engagement gemeinsam mit Yoko Ono (1970 bis 1980).

Eine Ausstellung zu John Lennon und Yoko Ono in einer Kirche? Vielleicht keine Selbstverständlichkeit, beginnt doch der titelgebende Song für diese Ausstellung mit den Worten: „Imagine, there’s no heaven. It’s easy if you try. No hell below us. Above us only sky.“
Der Song „Imagine“ zählt zu den Klassikern der Popmusik. 1971 veröffentlicht, beschreibt dieses Lied eine Welt, die frei ist von Krieg, frei von Nationalismus und Gewalt. Als Aufruf für Humanität und Frieden wurde „Imagine“ zur Hymne der internationalen Friedensbewegung. Zugleich kann „Imagine“ aber auch als der Kern des künstlerischen und politischen Nachlasses von John Lennon gelten. Sein Engagement für Frieden, Gewaltlosigkeit und für Liebe ist andererseits kaum vorstellbar ohne die Sprache der Bibel – ohne etwa die reiche Bildwelt des Propheten Jesaja oder die Liebesbotschaft Jesu, deren hundertfachen Widerhall man etwa in Lennons Liedzeile „All you need is love“ hören könnte.

Ergänzend zu der Ausstellung wurden verschiedene Rahmenveranstaltungen organisiert (Konzerte, Lesung und Vortrag) – z.B. Vortrag von Dr. Surall (10.9.2021) zum Thema „Glaube und Frieden in den Songs von John Lennon und Bob Dylan; Lesekonzert des Künstlers Johnny Silver „Love and Peace – John Lennon, seine Lieder und die Religion“.

 

  • Selfie. Mein Selbst?: Videokunst-Workshop unter Leitung der Künstlerin Meike Redeker mit Schülerinnen und Schülern der Integrierten Gesamtschule Buchholz (Februar 2022)

Das ursprünglich für 2021 geplante Projekt musste aufgrund der Corona-Situation in das Jahr 2022 verschoben und neu konzipiert werden.

Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Klassenstufe der Integrierten Gesamtschule Buchholz (IGS) arbeiteten unter Leitung der Künstlerin Meike Redeker eine Woche lang im Kunstverein Buchholz zum Thema Identität und Soziale Medien unter dem Titel„Selfie – Mein Selbst?“.Dabei übten und nutzten sie die Ausdrucksmöglichkeiten der Videokunst.

Identität ist ein vielschichtiges Thema – für jeden von uns. Individuen und Gruppen suchen Zugehörigkeit und identifizieren sich über kulturelle, ethnische, soziale, religiöse und/oder sexuelle Merkmale. „Identitätspolitik“ ist ein aktuelles gesellschaftliches Reizthema mit zum Teil heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen. Ziel kann es sein, Diskriminierungen abzubauen, aber auch, ab- oder auszugrenzen. Was können z.B. Kunst und Religion zu einem offenen, respektvollen Diskurs beitragen?

Die Arbeit im Workshop sollte sich auf für Jugendliche besonders interessante Themen konzentrieren – deshalb Identität und soziale Medien. Die produzierten Videos wurden am Sonntag, den 20. Februar 2022 im Kunstverein und in der Kulturkirche St. Johannis präsentiert und zu weiteren Terminen in der Woche bis zum 27. Februar 2022.

Meike Redeker leitete den Workshop und brachte dafür umfassende Lehrerfahrungen mit. Sie studierte Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und Medienkunst in Bandung, Indonesien. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und sind international auf Film- und Medienkunstfestivals sowie in Ausstellungen vertreten – und waren hier im Kunstverein Buchholz 2019 in einer Einzelausstellung zu sehen.

Die Künstlerin beschrieb ihre Erwartungen an die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern wie folgt: „Durch die ständige Verwendung von Smartphone-Kameras und sozialen Netzwerken, Social Media Plattformen und Messengern wie Instagram, YouTube, WhatsApp rückt die Frage der Identität zentral in den Mittelpunkt des Lebens von Jugendlichen. Überall dort werden Fotos, Videos, Selbstinszenierungen, Gruppeninszenierungen, Bilder vom Lebensumfeld, von Hobbies, von Vorbildern hochgeladen und von anderen direkt per Button positiv oder negativ bewertet. Identität und Authentizität werden zu Imperativen des Handelns. Das Arbeiten mit Video bietet einen besonders interessanten Einstieg, um diese Entwicklungen kreativ zu bearbeiten und zu diskutieren. Im Workshop soll ein kritischer, reflektierter und spielerischer Umgang dieser Phänomene durch das Medium Video angeleitet, begleitet und motiviert werden.“

Unter Leitung der Künstlerin Meike Redeker haben Schülerinnen und Schüler der IGS im Videokunst-Workshop Kernfragen zu sozialen Medien reflektiert und dazu Videos erstellt – zum Beispiel: Wieso wirken Webvideos von Youtubern so authentisch? Welche Mittel werden genutzt, um in den sozialen Medien alles perfekt wirken zu lassen? Wie kann man die Masken von Snapchat und anderen Apps für eine Filmhandlung nutzen? Wie werden Memes verwendet und wie fördern sie Diskussionen?

Die Ergebnisse des Workshops wurden im Kunstverein Buchholz und in der Kulturkirche St. Johannis präsentiert. Dazu hatte die Künstlerin etwa die Hälfte des Kirchenraumes von St. Johannis für eine Videoinstallation aus sieben Bildschirmen genutzt. Außerdem wurden über unseren neuen Beamer weitere Videos und Bilder auf unsere neue, riesige Leinwand mit einer Breite von sechs Metern projiziert.

Bei der Veranstaltung in der Kulturkirche St. Johannis ergänzte Frau Daniela Meyer (Leiterin des Fachbereichs Religion in der IGS) die Videopräsentationen mit einem Vortrag zum Thema „Identität und Religion“.

 

Erneut Signifikante Kulturkirche St. Johannis

Für die Kulturkirche St. Johannis und für den Kunstverein Buchholz ist es eine große Auszeichnung und Anerkennung der bisher geleisteten Arbeit, dass es uns mit unserem gemeinsam erstellten Antrag vom Januar 2021 wiederum gelungen ist, als Signifikante Kulturkirche ausgewählt zu werden. Dadurch erhalten wir die Unterstützung, um auch für die Jahre 2022 bis 2025 Kunstprojekte mit Kooperationspartnern in Buchholz zu realisieren. Der Titel für diese Jahre lautet:

Freiheit, die ich meine. Zusammenleben gestalten in einer globalisierten Welt